Horizonte

Horizonte | Schwelm, Juni 2017 - März 2018

 

Man glaubt es kaum: Das beschauliche Bergische Land gilt inzwischen als Hochburg der Salafistenszene. So rief die vormals in Solingen ansässige Vereinigung „an-Nussrah“ Muslime in ganz Deutschland zum aktiven Kampf gegen die verfassungsmäßige Ordnung auf. Auch Schwelm bleibt nicht ganz verschont. Die sog. „Scharia-Polizei“ patrouillierte zeitweise auch hier. Auf ihrem Weg, junge Kämpfer zu rekrutieren, versuchten Salafisten eines Wuppertaler Vereins darüber hinaus in Gevelsberg und Ennepetal wiederholt für sich zu werben. In Schwelm wächst die Sorge, dass die schwer greif- und sichtbaren Einfluss- und Anwerbungsversuche bei Jugendlichen, die nicht über Strategien, Menschenbilder und Ziele der Islamisten aufgeklärt sind und über persönliche Erfahrungen im interreligiösen und interkulturellen Dialog verfügen, im Ort und in der Region erfolgreich sein können. Ebenfalls mit Sorge beobachten die Gemeinden die Aktivitäten von Rechten auf der anderen Seite. So hetzte Pro NRW gegen Muslime in Schwelm, protestierte mit einer Unterschriftenaktion und einer Demonstration gegen den geplanten Neubau der DITIB-Moschee vor Ort.  

Vor diesem Hintergrund planten der vielfach für seine jugendkulturelle Arbeit ausgezeichnete Regisseur und künstlerische Leiter Gandhi Chahine und der Projektentwickler und –leiter Dirk Schubert gemeinsam mit Jürgen Schröder das Modellprojekt „HORIZONTE“. Ihre Idee: Ein breites Spektrum von Jugendlichen und Einrichtungen einbindendes Präventionsprojekt könnte einen wichtigen Beitrag leisten, um einer Ausbreitung von Islamisten und einer Radikalisierung ähnlich wie in Wuppertal und Solingen vorzubeugen. Insbesondere, da Jugendliche mit verschiedener religiöser und kultureller Herkunft in Schwelm bisher kaum Kontakt zueinander haben, um  Vorurteile abbauen zu können. Die Erfahrung von Chahine und Schubert sind hier nützlich, entwickeln sie doch seit vielen Jahren in NRW Modellprojekte, die Bildungs- und Integrationsthemen aufgreifen und die interreligiöse wie interkulturelle Teilhabe von jungen Menschen fördern (www.projectica.de).  Darüber hinaus holten sie die renommierte  Islamwissenschaftlerin und muslimische Religionspädagogin Lamya Kaddor ins Boot, mit der sie bereits modellhafte Projekte zum interreligiösen Dialog realisiert haben. So entstand „HORIZONTE“. Das Modellprojekt in Trägerschaft der Evangelische Kirchengemeinde Schwelm geht eine neuen Weg: Es lädt 40 Jugendliche aus Schwelm verschiedenster Glaubensrichtungen und Kulturen aus dem Ort ein, sich mit Werten und Menschenbildern in den Religionen auseinander zu setzen. Zugleich diskutieren die Jugendlichen die Frage, in welchem Verhältnis die Religionen und das uns verbindende Grundgesetz stehen. Es geht darum, das Verständnis für die eigene und jeweils andere Religion zu vertiefen.    Und darum, ihnen Handwerkszeug zu vermitteln, um salafistische und rechtsextreme Propaganda und deren demokratie- und  menschenverachtenden Haltungen entlarven zu können. Damit dies gelingt, verbindet das erfahrene Team kreative Arbeit - Songwriting/Musik, Film/Video und Poetry Slam - mit inhaltlichen Workshops. Jeweils Montagnachmittags  setzen sich die Teilnehmenden am Märkischen Gymnasium und in der Citiychurch Schwelm mit Werten und Menschenbildern von religiösen und politischen Extremisten auseinander. Die Workshops von Lamya Kaddor und  Sascha Schmitt (Fachkraft Rechtsextremismus DGB, Deeskalationstrainer Gewalt und Rassismus) werden eingebunden in vertiefende künstlerische Arbeit unter Leitung von Gandhi Chahine.

 

„Politische Bildung auf hohem Niveau und für jede Altersgruppe war ein großer Baustein der halbjährigen Probenphase des Projekts „Horizonte“. In von Experten getragenen Workshops beschäftigten sich die Mitwirkenden mit den Menschenbildern islamistischer und rechtsextremer Gruppen. Stärke bewiesen die Jugendlichen am Abend mit hohem Gänsehautpotenzial – nicht nur auf der Bühne“.

Westfalenpost, 23.03.2018

 

Kooperationspartner:

Märkischen Gymnasium Schwelm, Dietrich-Bonhoeffer- Realschule Schwelm, Berufskolleg Ennepetal, City Church Schwelm,

Probsteigemeinde St. Marien Schwelm, Evangelischer Kirchenkreis Schwelm, LIB, Diakonie Mark Ruhr, Integrationsagenturen NRW,

FEG Schwelm, Evangelisch- Freikirchliche Gemeinde Schwelm, DITIB – Türkisch – Islamische Gemeinde zu Schwelm e.V.

 

Gefördert durch die Ministerin für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW.

Projektträger: EVANGELISCHE KIRCHENGEMEINDE SCHWELM

 

Presse: 

https://kurzelinks.de/l4ha

https://kurzelinks.de/rmbv